100 Jahre Kirchenchor St. Josef, 1908 bis 2008
Mit Nachtrag bis zur Gründung der Ökumenischen Chorgemeinschaft
Karl-Heinz WewersEinhundert Jahre Kirchenchor St. Josef bedeuten, einhundert Jahre singen zum Lobe des Herrn, einhundert Jahre mitgestalten der heiligen Messen, einhundert Jahre Freude bereiten bei weltlichen Angelegenheiten. Dieses war und bleibt die Aufgabe des Kirchenchores, die er in den einhundert Jahren seiner Geschichte mit Zufriedenheit bewältigt hat, wenngleich sich doch die Rahmenbedingungen im Laufe der Jahre geändert haben.
Das alles war nur möglich, weil sich während der einhundert Jahre immer wieder Gemeindemitglieder gefunden haben, die sich dem Gesang im Kirchenchor verschrieben und Ihre Aufgaben pflichtbewusst erfüllt haben. Außerdem gab es gute Dirigenten, Vorsitzende und Geistliche, die es verstanden, den Chor durch alle Höhen und Tiefen in seiner einhundertjährigen Geschichte zu geleiten und ihn an einen hohen Leistungsstand heran zu führen. Allen Mitgliedern, allen Dirigenten und Vorständen, allen Geistlichen und allen die sonst noch mit geholfen haben, gilt an dieser Stelle für die geleistete Arbeit Dank und Anerkennung. *
Gründung des Kirchenchores

Bei der feierlichen Einweihung des neuen Gotteshauses, am 3. Mai 1908, erklangen zur Freude und Überraschung der Gläubigen mehrstimmige Gesänge des Chores, obwohl dieser erst vor vier Monaten seine Probenarbeit aufgenommen hatte.
Konrad Hense verstand es, den Chor sehr schnell an einen hohen Leistungsstandard heranzuführen. So wurden Messen, Choräle und feierliche Kirchenlieder einstudiert, weltliche Lieder geprobt und bald schon wurden Theaterstücke und Konzerte aufgeführt. Angespornt durch diese Leistungen gewann der Chor immer wieder neue Mitglieder, die sich der Musica sacra verschrieben.
Der erste Weltkrieg und die Einführung eines gemischten Chores
Bedingt durch den ersten Weltkrieg gab es eine erste Störung im Chor. Viele Sangesbrüder mussten Abschied nehmen von Haus und Heimat. Am 1. April 1915 vertauschte auch der Dirigent, Konrad Hense, den Taktstock mit dem Gewehr. Obwohl nun schwere Zeiten zu durchstehen waren, war die erste Störung in der Geschichte des Chores nur von kurzer Dauer. Der tatkräftige Pfarrer Franz Roters nahm sich der Zersprengten an, rief die Frauen der Gemeinde zur Mitarbeit im Chor auf und gründete, mehr der Not gehorchend als aus Überlegungen der Gleichberechtigung, einen gemischten Chor. Der Dirigent kehrte im Oktober 1916 wieder heim und übernahm gleich wieder die Schulung des Chores.
Diese Traditionen des Chores blieben fast alle bis auf den heutigen Tag, der einhundertsten Wiederkehr der Gründunge unseres Chores, erhalten.
Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit bis 1951
Während der nationalsozialistischen Zeit hatten die Kirchen und kirchlichen Vereine zunehmend unter staatlichen Repressalien zu leiden. Nur unser Chor konnte wie die meisten Kirchenchöre ohne Unterbrechung und ohne sich in seiner kirchentreuen Haltung beirren zu lassen, seine Aufgaben im kirchlichen Bereich voll erfüllen. Im weltlichen Bereich fanden dagegen keine öffentlichen Veranstaltungen mehr statt.
Am 9. Mai 1948 feierte der Chor sein 40jähriges Jubiläum. Mitten in der Vorbereitung zum Weihnachtsfest starb der von allen geliebte und sehr verehrte Dirigent, Konrad Hense, am 15. Dezember 1950. Es war ein wahrhaft großer Verlust für den Chor. Mit dem Tode von Konrad Hense fand in der Geschichte des Kirchenchores St. Josef eine erste große Epoche ihr plötzliches Ende.
Eine neue Ära im Kirchenchor St. Josef nimmt ihren Lauf, 1951 bis 1984
Nach dem Tode von Konrad Hense konnte die Probenarbeit zunächst nur notdürftig fortgesetzt werden. Durch die Bemühungen des 1. Vorsitzenden Alfons Mersch und des neuen Präses, Pfarrer Ludger Hartmer, konnte bereits im Juli 1951 Alfons Janca, der soeben als 23jähriger sein Studium erfolgreich beendet hatte, als Dirigent in sein Amt eingeführt werden. Anlässlich der nächsten Generalversammlung am 04.03.1952 wurde Willi Kortmann zum neuen Vorsitzenden des Kirchenchores gewählt.

Im Juli 1958 feierte der Chor sein 50jähriges Bestehen. Im Festgottesdienst wurde eine Mozartmesse aufgeführt. Am Nachmittag des gleichen Tages fand eine musikalische Andacht mit Chor und Orchester statt. Außerdem wurde aus diesem Anlass ein öffentliches Jubelkonzert mit Chor, Solisten und Orchester im damaligen Stadtkino aufgeführt. Weitere Höhepunkte waren 1964 die Aufführung des Oratoriums „Die Schöpfung“ von J. Haydn in der Stadthalle; im Februar 1966, anlässlich des 40jährigen Priesterjubiläums von Pfarrer Hartmer, wurde die „Missa Brevis“ von Mozart gesungen. Weitere Konzerte folgten in der Stadthalle, 1966 zusammen mit dem „Vestischen Kammerorchester“ mit Chören und Arien aus Händels „Messias“ und Haydns „Schöpfung“ und im März 1969 die Aufführung der Johannespassion, die von unserem Chorleiter Alfons Janca selbst komponiert wurde. Anlässlich der Einweihungsfeierlichkeiten unserer neuen Kirche 1972, führte der Chor in einer kirchenmusikalischen Aufführung Rombergs Kantate „Die Glocke“ auf. Zum „Tag der Kirchenmusik“, am 12.12.1976, sang der Chor, wieder zusammen mit dem „Vestischen Kammerorchester“ Haydns Oratorium „Die Schöpfung“. Anlässlich des 75jährigen Bestehens des Kirchenchores 1983, führte der Chor in der Pfarrkirche nochmals Rombergs Kantate „Die Glocke“ auf und besang zum ersten Mal in seiner Geschichte mit diesem Stück eine Schallplatte. Aus gleichem Anlass fand im November 1983 ein Jubiläumskonzert in der Stadthalle vor einer großen Zuhörerschaft statt. Es wurden wiederum Stücke aus dem Oratorium „Die Schöpfung“, aus Händels „Messias“ und aus Rombergs Kantate „Die Glocke“ dargebracht, die mit dem Satz „Friede sei ihr erst Geläute“ endete.
Ab 1963 folgte die große Zeit unserer Pfarrfamilienfeste in der neu errichteten Stadthalle, die von den Gemeindemitgliedern in großer Anzahl besucht wurden.

Es gäbe sicherlich noch vieles über den Chor aus der Zeit von 1951 bis 1984 zu berichten.

I

Eine Epoche vieler Veränderungen 1984 bis 2006


Meistens waren es junge, sehr talentierte Dirigenten, die aber schon bald berufsbedingt einen anderen Wohnort benötigten und somit den Chor nicht mehr leiten konnten. Auch gab es sechsmal eine Veränderung im Vorsitz des Chores während dieser Zeit, was aber leichter zu verkraften war, da alle neuen Vorsitzenden schon viele Jahre Chormitglied waren und z. T. schon lange Praxis in der Vorstandsarbeit innehatten. Über alle hier zu berichten würde zu weit führen.
Zeitraum | Vorsitzende | Zeitraum | Dirigenten |
Kirchenchor St. Josef | |||
1908 - 1910 | Bernhard Mersch | 1908/1950 | Konrad Hense |
1910 - 1928 | Josef Köster | ||
1928 - 1929 | Dr. Richard Lutzmann | ||
1930 - 1933 | Rektor Heidfeld | ||
1933 - 1949 | Bruno Alt | ||
1949 - 1952 | Alfons Mersch | 1951-1988 | Alfons Janca |
1952 - 1984 | Will Kortmann | ||
1984 - 1985 | Willi Leineweber | ||
1984/1985 | Willi Leineweber | 1951/1988 | Alfons Janca |
1985/1988 | Werner Heitkamp | 1988/1990 | Bernd Kortmann |
1988/1992 | Hans Jürgen Bracht | 1990/1994 | Volker Wierz |
1992/2000 | Margrit Herrmann | 1995/1997 | Martin Tigges |
2000/2004 | Karl-Heinz Wewers | 1997/1999 | August Ribbrock |
2004/2008 | Hans Jürgen Bracht | 1999/2000 | Thomas Albrecht |
von 2008 bis zum |
Karl-Heinz Wewers | 2000/2006 | Fr. Schleupner |
2006/2008 | H.J. Schlathölter | ||
200872009 | Danny Lohr | ||
2009/2011 | Rainer Pieper | ||
Seit 2012 | Michael Schulze | ||
31.12.2015 | Karl-Heinz Wewers | ||
01.01.2016 | Ökumenische Chorgemeinschaft | Michael Schulze | |
2016 | Dörte Heidenreich | ||


Am 08. August 1999 ging unser Präses, Pfarrer Ernst Föcking, in den wohlverdienten Ruhestand. Ihm zu Ehren und als kleiner Dank für die 26jährige gute Betreuung unseres Chores sangen wir die Turmbläsermesse von Fridolin Limbacher mit einem kleinen Bläserquartett. Am 28. November 1999 wurde unser neuer Präses, Pfarrer Clemens Kreiss, feierlich in sein Amt eingeführt. In einem festlichen Gottesdienst sang der Chor als Willkommensgruß „Gott ist und bleibt getreu“, „Wachet auf ruft uns die Stimme“ und „Du bist am Ufer gestanden“. Zusammen mit dem Volkschor Recklinghausen-Süd veranstaltete unser Chor noch in den Jahren 2001 und 2002 jeweils ein Adventkonzert unter der Leitung von Friedhelm Schleupner.In der Folgezeit konzentrierten sich die Aktivitäten des Chores im Wesentlichen auf die Mitgestaltung der Gottesdienste. Das hohe Durchschnittsalter der Chormitglieder führte letztlich zu diesen Einschränkungen.
Nachfolgend seien hier noch ein paar erwähnenswerte Eckpunkte aufgezeigt: Zwei Mitglieder sollen hier, stellvertretend für viele, die besondere Leistungen für den Chor erbracht haben, hervorgehoben werden. Da ist unsere „Sangesmutter“, so nannten wir sie, Elli Teigeler zu nennen, die wir nach 73 Jahren als aktive Sängerin an ihrem 87. Geburtstag am 15.06.1999 verabschiedeten.

Als weitere Person soll hier noch unser Sangesbruder Franz Stelmaszyk herausgestellt werden, dem 2005 die Ehrenmitgliedschaft verliehen wurde, nicht nur, weil er schon seit 50 Jahren aktiver Sänger ist, sondern weil er auch schon 30 Jahre lang das arbeitsintensive Amt des Notenwartes bekleidet. Wir sagen allen ein herzliches Dankeschön.
In 2002 trat Pfarrer Liesner aus St. Marien in den Ruhestand und Pfarrer Kreiss übernahm zusätzlich die Leitung dieser Pfarrgemeinde.

Nach dem Weggang von Friedhelm Schleupner stand der Chor nicht lange allein, denn nach Bildung der Seelsorgeeinheit St. Josef / St. Marien lag es nahe, auch die Kräfte im Chorbereich zu bündeln. Seit Mai 2006 proben und singen nun beide Chöre zusammen unter dem langjährigen Dirigenten von St. Marien, Heinrich J. Schlathölter. Wir sind nun zusammen wieder eine starke Sängerschar von 55 aktiven Sängerinnen und Sängern, die sich in ihrer Zusammensetzung und Durchmischung von jungen und alten Sängerinnen und Sängern sowie in den einzelnen Stimmlagen gut ergänzt. Das dennoch in beiden Chören einige Mitglieder diesem Zusammenschluss reserviert und sogar ablehnend gegenüberstehen ist verständlich, da hierdurch in der Chorarbeit doch viele Veränderungen einhergehen und die Stilrichtungen des Liedgutes beider Chöre recht unterschiedlich sind. Dennoch kann nur der Zusammenschluss beiden Chören mittelfristig eine Perspektive bieten.
Im Januar 2008 musste der Chorleiter Heinrich J. Schlathölter aus persönlichen Gründen die Dirigentenarbeit einstellen. Wir haben das sehr bedauert.

Möge der liebe Gott uns die Kraft geben, zusammen zu finden, um gemeinsam mit dem Chor von St. Marien und dem neuen Chorleiter noch viele Jahre zum Lobe des Herrn der Musica sakra dienen zu können.
Gut sang.
Karl-Heinz Wewers
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Jubilare: Für 50 Jahre wurden geehrt: Grete Arns, Wilfried Mertens, Manfred Blüggel, Werner Heitkamp Für 40 Jahre wurde geehrt: Annerl Köster (St. Marien) Für 25 Jahre wurde wurde geehrt: Christa Hauk |
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Nachtrag zur Chorgeschichte (Chronik) bis zu dessen Auflösung Ende 2015 und zur Gründung der Ökumenischen Chorgemeinschaft ab 2016
Im Jahr 2008 feierte der Chor noch sein 100 jähriges Bestehen, zusammen mit der Pfarrgemeinde, der KFD und der KAB.Der Chor war glücklich darüber, so schnell einen neuen Chorleiter gefunden zu haben, nachdem Herr Schlathölter sein Amt aufgegeben hatte.
Aber bald schon zogen für den Chor wieder dunkle Wolken auf. Der neue Chorleiter, Danny Lohr, legte für uns alle überraschend kurz vor Ostern 2009 sein Amt nieder. Wir haben das alle sehr bedauert. Fast gleichzeitig löste sich der Verbund der Chöre, St. Josef / St. Marien, wieder auf, da einigen Chormitgliedern auf beiden Seiten das Zusammenwirken wegen der weiter oben schon dargestellten Umstände nicht gefiel.
Einen Chorleiter ohne Festanstellung zu finden war in den zurückliegenden Jahren schon sehr schwer. Der ständige Wechsel der Chorleiter war für den Chor immer von Nachteil, da mit dem Wechsel immer ein Neuanfang einherging. Dennoch fanden wir mit Rainer Pieper, dessen Eltern sowie die Großmutter (Mutter Elli) viele Jahre aktive Sängerinnen und Sänger in St. Josef waren, einen neuen Chorleiter, der sein Amt bis Ende 2011 ausübte. Danach war es fast unmöglich geworden, auf Teilzeitarbeitsbasis noch einen Chorleiter zu finden.
In dieser Not half uns dann der Chorleiter des evangelischen Johanneschores, Michael Schulze, aus. Da er aber auch wie wir am Dienstag mit seinem Chor probte, musste unsere Probe auf den Mittwoch verlegt werden. Das brachte neue Schwierigkeiten mit sich, da nun etliche Sängerinnen und Sänger wegen anderer Verpflichtungen am Mittwoch nicht an der Probe teilhaben konnten.
Aus dieser Not heraus und nach Rücksprache mit den Geistlichen, beschlossen wir, zusammen mit dem evangelischen Chor zu proben und zu singen. Wir traten seither unter dem Begriff "Ökumenische Chorgemeinschaft" auf, wobei die Chöre unter diesem Deckmantel noch ihre Selbständigkeit behielten.
Beide Seiten hatten sich zunächst eine Probezeit ausbedungen. Wir stellten aber sehr schnell fest, dass die Chemie zwischen beiden Chören und dem Chorleiter stimmte, sodass der Zusammenschluss zu einer festen Größe wurde.
Da sich keines unserer Chormitglieder noch ein Zurück vorstellen konnte, beschlossen wir, ebenso auch der Johanneschor, in außerordentlichen Sitzungen die Auflösung der Chöre und den Zusammenschluss beider Chöre zur "Ökumenischen Chorgemeinschaft" ab dem 01. Januar 2016. Die Beschlüsse wurden von allen Beteiligten einstimmig getragen. Da auch die Geistlichkeit diese Beschlüsse positiv mitgetragen hat, konnte die Chorgemeinschaft ab dem 1. Januar 2016 ihren Betrieb offiziell aufnehmen.

Anlässlich der Jahresversammlung im Februar 2016 stellte Karl-Heinz Wewers, der bis dahin zum Sprecher der Chorgemeinschaft gewählt war, sein Amt altersbedingt zur Verfügung. Als neue Sprecherin wurde Dörte Heidenreich gewählt.
Der Chor dankt allen beteiligten Akteuren dafür, diesen Zusammenschluss auf ökumenischer Basis realisiert zu haben.
Nun ist der Chor wieder stark genug seine Aufgaben zu erfüllen, die sich nun aber mehrheitlich auf die kirchlichen Belange beziehen. Dennoch soll nicht unerwähnt bleiben, dass es an jungen Nachwuchssängerinnen und -Sängern mangelt und sich eine Überalterung des Chores abzeichnet.
Karl-Heinz Wewers